
150 Mio. Euro in zwei Jahren zurückgeholt: Minister besucht „Soko Grunderwerbsteuer“
Wer nach einem einfachen und anschaulichen Beispiel für die immense Bedeutung der Arbeit von Steuerfahnderinnen und -fahndern sucht, der wird in der neuen Regionalabteilung VII („Bergisches Land-Sauerland“) des Landesamtes zur Bekämpfung der Finanzkriminalität fündig. Seit 2021 hat der damalige Steuerfahndungs-Standort in Hagen einen Schwerpunkt bei der Ermittlung von internationalen Konzernen mit Grundbesitz in Deutschland, die für die Grunderwerbsteuer relevante Sachverhalte nicht erklären. Und das mit deutlichem Erfolg: Die spezialisierten Fahnderinnen und Fahnder haben im Jahr 2023 ein steuerliches Mehrergebnis von knapp 70 Millionen Euro erzielt, im vergangenen Jahr sogar 82 Millionen Euro. Davon entfielen 2024 allein fast 30 Millionen Euro auf Nordrhein-Westfalen. Beim Termin vor Ort erfuhr Minister der Finanzen Dr. Marcus Optendrenk jetzt: Auch für das Jahr 2025 ist erneut ein hohes zweistelliges Millionenergebnis zu erwarten.
„Der Erfolg dieser hochspezialisierten Truppe ist beeindruckend“, sagte der Minister beim Besuch der Regionalstandorte des LBF NRW in Hagen und Wuppertal. „Wir haben hier sozusagen eine Soko, die in Zusammenarbeit mit weiteren Abteilungen Grunderwerbsteuerausfällen bei großen Unternehmen mit Auslandsbezug auf den Grund geht. Ohne das Know-how und das kriminalistische Gespür unserer Fahnderinnen und Fahnder würden sich multinationale Großkonzerne mit Besitztümern in unserem Land sicherlich in großem Stil um ihre steuerlichen Verpflichtungen herumdrücken.“
Schwerpunkt der Einheit in der LBF-Regionalabteilung ist die Analyse der Erfassung der steuerwirksamen Umstrukturierung ausländischer Gesellschaften, Stiftungen und Fonds mit Grundbesitz in Nordrhein-Westfalen. Bei bestimmten Veränderungen im Bestand der Gesellschafter fällt nämlich Grunderwerbsteuer an, wenn die Gesellschaft Immobilien besitzt – auch wenn es nur mittelbare Anteilsverschiebungen zum Beispiel über mehrere zwischengeschaltete Beteiligungsgesellschaften gibt. Diese Rechtsvorgänge müssen beim Finanzamt angezeigt werden. In der Praxis unterbleibt das allerdings oftmals, so dass keine Steuer festgesetzt werden kann. Aus früheren Ermittlungen stellte sich heraus, dass ein signifikant höheres Risikopotenzial besteht, sobald sich die Konzernstruktur auch auf das Ausland erstreckt und die Steuerpflichtigen nicht im Inland ansässig sind. Dem spüren die Grunderwerbsteuer-Ermittler aus dem LBF NRW in Wirtschaftsdatenbanken und ausländischen Handelsregistern nach. Mit Erfolg.
„Die Arbeit unserer Fahnderinnen und Fahnder in diesem Grunderwerbsteuer-Spezialfall wird in den anderen Bundesländern und auch international in Fachkreisen aufmerksam verfolgt“, erklärt LBF-Leiterin Stephanie Thien. „Tatsächlich bemerken wir auch ein verändertes Anzeigeverhalten – das Bewusstsein, dass es hier keine Grauzone gibt, in der man seine Steuerpflicht vernachlässigen darf, wächst. Das ist eine direkte Folge des erhöhten Fahndungsdrucks aus Nordrhein-Westfalen und kommt der Steuergemeinschaft in ganz Deutschland zugute.“
Minister Dr. Optendrenk zeigte sich beeindruckt von dem offenen Austausch in den Steuerfahndungs-Standorten in Hagen und Wuppertal: „Wir haben mit der Gründung des Landesamtes zur Bekämpfung der Finanzkriminalität die größte Strukturreform in der Geschichte der nordrhein-westfälischen Steuerfahndung umgesetzt“, betont er. „Das geht nicht ohne den Rückhalt in der Praxis. Ich bin den Beschäftigten sehr dankbar, dass sie diesen Schritt mitgehen und ihn konstruktiv mit uns gestalten. Unser Ziel ist es, die herausragende Arbeit unserer Steuerfahndung bestmöglich zu unterstützen. Deshalb ist mir der Kontakt zu den Praktikerinnen und Praktikern sehr wichtig.“
Das Landesamt zur Bekämpfung der Finanzkriminalität (LBF NRW) bündelt seit Anfang 2025 die gesamte nordrhein-westfälische Steuerfahndung mit rund 1200 Expertinnen und Experten auf dem Gebiet der Bekämpfung von Steuerbetrug, Geldwäsche und Cybercrime. Es ist die erste Landesbehörde dieser Art in der Bundesrepublik.
Fotos von dem Besuch finden Sie hier: url.nrw/LBFTermin