FINANZVERWALTUNG des Landes Nordrhein-Westfalen
Nachhaltigkeit
24.06.2019

Pensionsfonds der Länder Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg, Brandenburg und Hessen investieren in nachhaltige Aktienindizes

Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg, Brandenburg und Hessen werden die Mittel ihrer Pensionsfonds künftig nach miteinander abgestimmten nachhaltigen Kriterien anlegen.

Gemeinsam haben sie einen Anbieter mit der Entwicklung von zwei nachhaltigen Aktienindizes beauftragt: einen Aktienindex für die Eurozone, einen für außerhalb der Eurozone. Das Pensionsvermögen der vier Länder wird überwiegend von der Deutschen Bundesbank passiv verwaltet. Die Aktienportfolios haben derzeit ein Gesamtvolumen von rund 3,6 Milliarden Euro.
 
Mit der Umstellung werden die Länder ihr Aktienvermögen nur noch in Unternehmen investieren, die in den Bereichen Ökologie, Soziales und Unternehmensführung auf Basis zahlreicher Kennzahlen zu den am besten bewerteten zählen. Dabei gelten insbesondere internationale Normen und Standards zum Schutz der Umwelt sowie ethische und soziale Kriterien, die von der UN formuliert wurden. Ausgeschlossen sind Geschäftsfelder und Praktiken, die sozialen oder ethischen Grundsätzen widersprechen. Unternehmen, die Atomenergie produzieren, sind im Wesentlichen ausgeschlossen. In einer besonderen Variante werden beide Indizes auch mit einem zusätzlichen Ausschluss der Gewinnung fossiler Brennstoffe („fossil free“) sowie der CO2-intensivsten Unternehmen berechnet.
 
„Das Konzept der Nachhaltigkeit ist für die öffentliche Verwaltung heute genauso wichtig wie in der privaten Wirtschaft“, sagte Dr. Patrick Opdenhövel, Staatssekretär im Ministerium der Finanzen des Landes Nordrhein-Westfalen. Das Land verfolgt seit geraumer Zeit eine Nachhaltigkeitsstrategie, die wesentliche Ansätze für eine langfristig erfolgreiche Entwicklung des Landes benennt. Im Bereich Finanzen sind Nachhaltigkeitsanleihen beispielsweise fester Bestandteil des nordrhein-westfälischen Kapitalmarktauftritts. „Jetzt auf nachhaltige Kapitalanlagen zu setzen, ist der logische nächste Schritt“, erläuterte Opdenhövel, „denn die neuen Indizes ermöglichen uns, die landeseigene Nachhaltigkeitsstrategie auch im Aktienbereich umzusetzen.“ Mit Blick auf den Pensionsfonds des Landes Nordrhein-Westfalen werden nun schrittweise 1,4 Milliarden Euro, die noch in börsengehandelte Indexfonds investiert sind, in die neue, nachhaltige Indexstruktur überführt. Dies entspricht annährend zwölf Prozent des Gesamtvolumens des nordrhein-westfälischen Pensionsfonds, der Ende 2018 ein Volumen von 11,9 Milliarden Euro aufwies.
 
Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg, Brandenburg und Hessen sind in einer länderübergreifenden Initiative gemeinsam vorgegangen und hatten zunächst in einem Kooperationsprojekt zusammen mit der Deutschen Bundesbank begonnen, für einen neuen nachhaltigen Aktienindex gemeinsame Nachhaltigkeitskriterien unter Berücksichtigung der eigenen Vorgaben zu entwickeln. Die Entwicklung der Indizes in den Varianten mit und ohne Ausschluss fossiler Energiegewinnung ermöglicht den beteiligten Ländern, im Rahmen des gemeinsamen Konzepts regionale Besonderheiten und energiepolitische Entscheidungen auf Landesebene zu berücksichtigen.
 
Im September 2018 wurde dann eine europaweite Ausschreibung in Form eines Verhandlungsverfahrens mit Teilnahmewettbewerb zur Suche eines Anbieters für zwei nachhaltige Aktienindizes inklusive des notwendigen Nachhaltigkeitsresearchs gestartet. Der Anbieter soll deren Konstruktion sowie die laufende Berechnung und Pflege übernehmen. Die passive Nachbildung dieser Indizes erfolgt entweder durch die Bundesbank oder durch das jeweilige Land.
 
In der vergangenen Woche hat das Unternehmen STOXX Ltd., eine 100-prozentige Tochtergesellschaft der Deutschen Börse AG, den Zuschlag erhalten.
 
 
Weitere Informationen:
Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg, Brandenburg und Hessen haben in ihren passiv verwalteten Pensionsfonds zusammen insgesamt etwa 3,6 Milliarden Euro (Stand: 31. Dezember 2018) in Aktien der Eurozone und außerhalb der Eurozone investiert.
 
Vor dem Hintergrund weiterwachsender Anlagevolumina werden die Gesamtinvestitionen der vier Länder in den nächsten Jahren voraussichtlich rund 7 Milliarden Euro betragen.