FINANZVERWALTUNG des Landes Nordrhein-Westfalen
Betriebsprüferin Elena Zalevskyi im Porträt

Spannung und Abwechslung - Ich bin Betriebsprüferin

Es ist Montagmorgen 9:00 Uhr. Heute beginne ich mit einer Betriebsprüfung bei einer mittelständischen Firma. Mit meinem Laptop und den vorbereiteten Prüfungsunterlagen unter dem Arm stehe ich vor dem Firmeneingang. Wie so oft hält sich die Vorfreude auf meinen Besuch bei meinem Gegenüber in Grenzen. Eine Betriebsprüferin im Haus ist nicht unbedingt ein gern gesehener Gast. Ich stelle mich wie immer freundlich vor „Guten Tag, mein Name ist Elena Zalevskyi und ich komme heute zur Betriebsprüfung zu Ihnen.“ „Ach so sieht also das Finanzamt aus“ scherzt mein Gegenüber heute lächelnd und das Eis ist gebrochen…

Meine Arbeit als Betriebsprüferin ist spannend und vielseitig. Ich weiß nie, wer mir am Tag der Prüfung die Tür öffnet, welche örtlichen Begebenheiten auf mich warten, was ich aufdecken werde oder ob die Prüfung harmonisch ablaufen wird. Vor Beginn einer Prüfung im Betrieb steht immer eine umfangreiche Vorbereitung. Sichtung der Akten, Recherchearbeit und die Ermittlung von Prüfungsschwerpunkten gehören dazu. Diese Arbeiten erledige ich in meinem Büro im Finanzamt. Nach meiner Vorbereitung vereinbare ich dann einen Termin mit der Firma zur Prüfung vor Ort.

Mindestens drei Tage dauert eine Prüfung in einem Betrieb. Dabei begegnen mir alle denkbaren Branchen. Nach dem ich mir bei einer örtlichen Begehung einen Überblick über den Betrieb verschafft habe, richte ich mir für die Zeit der Prüfung meinen mobilen Arbeitsplatz ein. Hier durchforste ich Kassenbelege, Bilanzen und Buchführungsunterlagen - wie eine Detektivin. Als Kassenprüferin habe ich mich auf Betriebe mit Bareinnahmen spezialisiert. Kalkulationen decken Fehler und Manipulationen auf. Wurden tatsächlich alle Einnahmen erklärt? Hat beispielsweise der Eisverkäufer auch auf dem Papier so viel verdient, wie es die Menge an Zu- und Abnahme der Milch –und Zuckerbestände erwarten lassen? Meine Aufgabe ist es, Fehler aufzudecken und sie zu berichtigen, damit die Steuerlast gleichmäßig verteilt und Steuern richtig festgesetzt werden. Und es lohnt sich, genauer hinzuschauen, denn die Betriebsprüfung des Landes NRW hat beispielsweise im Jahr 2015 ein steuerliches Mehrergebnis von sage und schreibe 5,6 Milliarden Euro verzeichnen können.

Bevor ich einen abschließenden Bericht verfasse und gegebenfalls Steuerbescheide ändere, erörtere ich in einer so genannten Schlussbesprechung meine Prüfungsfeststellungen. Hier kommt es auch schon mal vor, dass Tränen fließen oder mein Gegenüber wütend wird. Ein mitfühlendes, offenes aber auch selbstbewusstes Auftreten sind dann gefragt. Auf solche Situationen wurde ich in der neunmonatigen Einarbeitungsphase mit vielen Schulungen und Fallbeispielen intensiv vorbereitet. 

Natürlich gibt es auch Fälle, die mich persönlich berühren. Und nicht immer gelingt es mir nach Feierabend gleich abzuschalten. Mindestens einmal die Woche ist Yoga daher mein Mittel um die Gedanken loszulassen und meinen Ausgleich zu finden.

Für mich stand schon während meiner Studienzeit an der Fachhochschule für Finanzen fest, dass ich im Außendienst arbeiten möchte. Dass sich dieser Wunsch mit einem Einsatz in der Betriebsprüfung für mich schon sehr früh, im Alter von 26 Jahren, erfüllt hat, freut mich sehr. Der Außendienst bietet viel Abwechslung, die ich nicht missen möchte. Termine plane ich selbst ein. Auch meine Kolleginnen und Kollegen mit Kindern kriegen so den Job in der Betriebsprüfung und das Familienleben gut unter einen Hut. Jemals wieder komplett zurück in den Innendienst zu gehen, kommt für mich nicht in Frage - schließlich gibt es noch zahlreiche andere Aufgabengebiete in der Verwaltung.